Entwicklungsprozess einer mobilen Lernanwendung für die Berufsausbildung
Entwicklung und Evaluation im Projekt Mobile Learning in Smart Factories
Im Projekt Mobile Learning in Smart Factories (MLS) wird eine mobile Lern- und Arbeitsanwendung für die Ausbildung im Werkzeugmaschinenbau entwickelt. Dies umfasst auch die Umsetzung berufsspezifischer Lernszenarien für Auszubildende sowie mediendidaktischer Workshops für Ausbilder. Hierzu wurde zunächst ein Anforderungsprofil erstellt, das während der Entwicklung fortlaufend verfeinert wird, um eine Abstimmung auf die Anforderungen von Ausbildern und Auszubildenden umzusetzen.
Die Anforderungsanalyse begann mit informellen Beobachtungen in Berufsschulen und Ausbildungsbetrieben. Darauf aufbauend fanden leitfadengestützte Interviews mit Ausbildern und Auszubildenden statt, um Erfahrungen sowie Voraussetzungen der beiden Zielgruppen einzubeziehen und praxisgerechte Lernszenarien für die Maschinenbau-Ausbildung zu entwickeln Die Erprobung der entwickelten Lern- und Arbeitsaufgaben wurde zunächst theoretisch durchgeführt. Dazu wurden verschiedene Aspekte der entwickelten Aufgaben von Ausbildern bewertet. Die Bewertung fand unter anderem zur Gesamtstruktur der Aufgaben, zu Voraussetzungen der Bearbeitung einzelner Schritte sowie zur Verständlichkeit von Aufgabenstellungen statt. Die praktische Erprobung geschieht durch den Einsatz der Anwendung in Ausbildungsbetrieben.
Als Ergebnisse der Interviews von Auszubildenden (15 Befragte aus 5 Ausbildungsbetrieben) kann festgehalten werden, dass die Lernenden häufig vielfältige multimediale Formate (Texte, Bilder, Zeichnungen, Audio und Video) verwendet haben und diese gerne für die Berufsausbildung nutzen würden. Außerdem besteht eine hohe Nachfrage u. a. an einer Unterstützung von handlungsorientierten Aufgaben, digitalen Lerninhalten zum Maschinenbau sowie einer Cloud-Umgebung zum Austausch von Dateien. Als allgemeine Erwartungshaltung zum mobilen Lernen ist die Nutzung eines Internetzugangs zu nennen. Ein solcher kann von den Befragten in Ausbildungsbetrieben (87 %) und Berufsschulen (80 %) überwiegend genutzt werden. Eine Nutzung von WLAN ist derzeit in lediglich 40 % (Betriebe) bzw. 13 % (Schulen) möglich.
Auch in den Ausbilder-Interviews (9 Befragte aus 5 Ausbildungsbetrieben) wird die Praxisrelevanz handlungsorientierter Aufgaben in der gewerblich-technischen Ausbildung hervorgehoben. Es finden häufig Einzelanfertigungen in den Fertigungsverfahren Drehen und Fräsen statt. Dabei werden als Lehrmaterialien in erster Linie technische Zeichnungen, Tabellen- und Fachbücher verwendet. Die Kommunikation bei der Arbeitsunterweisung findet verbal und ohne weitere technische Hilfsmittel statt. Als Erwartungen an eine mobile Lern- und Arbeitsanwendung nennen die Ausbilder eine Unterstützung bei der Aufgabenverteilung und Dokumentation. Eine Lernplattform sollte Grundinformationen für Auszubildende bereitstellen und das eigenverantwortliche Arbeiten fördern.
Zur der Evaluation der Lern- und Arbeitsaufgaben wurden Ausbildern verschiedene Musteraufgaben präsentiert; anschließend wurde eine Bewertung vorgenommen. In den ersten Bewertungen gaben die Experten wertvolle Hinweise zur Struktur der Arbeitsaufgaben und zu jeweiligen Einzelschritten. Nach Überarbeitungen der Aufgaben wurden u. a. die Übersicht und die Benennung von Einzelschritten mit der besten möglichen Bewertung versehen.
Die inhaltliche Umsetzung der handlungsorientierten Aufgaben geschieht durch die Phasen Problemanalyse, Vorbereitung, Arbeitsablaufplan, Rüsten, Fertigung und Qualitätskontrolle. In Kombination mit Arbeitsanweisungen, Lernmaterial, Hilfethemen sowie Protokollbögen ergibt sich ein vielversprechendes Konzept. Aufgrund der flexiblen technischen Umsetzung, die eine Individualisierung der o. g. Punkte ermöglicht, ist auch ein Branchentransfer in andere Bereiche der Aus-, Weiter- und Fortbildung möglich.
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